Die Schockphase ging fließend in die Adaptionsphase (Phase 3) über. Hier stellte sich die Frage, wie Zuschauer und Sponsoren wieder live ein Spiel im Stadion schauen konnten. Die DFL erstellte ab Mai ein weiteres Konzept für Bundesliga-spiele mit Zuschauern und unter Einhaltung aller Hygienevorschriften. „Damit wollten wir sicherstellen, einerseits den Spielbetrieb fortsetzen und andererseits wirtschaftlich überleben zu können“, erklärt Hellmann. Der erwartete Umsatz von 130 bis 150 Millionen Euro für Eintracht Frankfurt in dieser Saison bedeute im Vorjahresvergleich ein Minus von bis zu 50 Millionen Euro. „Diesen Zustand halten wir nur ein Jahr lang durch, doch je länger er dauert, desto mehr fehlt uns die Phantasie, wie wir die Liquiditätslücke überbrücken können.“
Erschwerend kommt für den Proficlub hinzu, vor der Corona-Krise ein Investitionspaket von insgesamt 80 Millionen Euro angeschoben zu haben, um die eigene Infrastruktur im Trainingscamp, im Stadion und in der Digitalisierung auszubauen. „Wir stecken derzeit in der Klemme zwischen den Verpflichtungen gegenüber unseren Kreditgebern und dem Liquiditätsbedarf für das Tagesgeschäft.“ Laufende Bauprojekte können und sollen nicht unterbrochen oder abgebrochen werden. Gleichzeitig muss die Liquiditätsseite soweit optimiert werden, damit der Club finanziell Luft zum Atmen hat. Dazu gehören Personalmaßnahmen wie Kurzarbeit und Gehaltsverzicht der Spieler in Höhe von 20 Prozent. Die größte Herausforderung sieht Axel Hellmann im Zwang, die Kosten bei bestehenden Verträgen kurzfristig zu senken. Die nächste Herausforderung werde sich dann stellen, wenn das Infektionsgeschehen noch stärker werde und der Spielbetrieb erneut unterbrochen werden müsse. „Wenn wir wieder in die Situation kommen, nicht spielen zu dürfen, müssen wir über drastischere Sparmaßnahmen nachdenken, gerade bei den Spielergehältern“, so der Vorstand. „Wir haben bereits ein Konzept, um Mitarbeiter und Spieler mitzunehmen und bei ihnen Verständnis zu wecken, um gemeinsam durch die Krise zu kommen.“
Am stärksten drückt der Schuh bei den fehlenden Zuschauern. „Unser Produkt Fußball lebt gerade in Frankfurt von den Emotionen der Zuschauer“, sagt Hellmann. „Mit der Umsetzung unseres Hygienekonzepts in der laufenden Saison haben wir bewiesen, dass wir mit zumindest 8.000 Zuschauern ein Spiel sicher durchführen können.“ Die prüfenden medizinischen Einrichtungen hätten keinen einzigen Infektionsfall im Zusammenhang mit einem Stadionbesuch entdeckt. „Deshalb ist es gerade in einer Pandemie wichtig zu zeigen, dass das Leben weitergehen kann, wenn wir uns mit Prävention für die Risiken auseinandersetzt und uns dann angemessen diszipliniert verhalten, ohne dass das öffentliche Leben komplett zum Erliegen kommen muss.“