Sind Schweden die besten Autofahrer? Zumindest nach eigener Einschätzung, ja. 90 Prozent von ihnen halten sich für überdurchschnittlich gute Autofahrer. Diese Form von Überschätzung kennen viele Arbeitnehmer auch von ihren Vorgesetzten. Doch auch andere Faktoren machen eine schlechte Führungskraft aus.
Dr. Eric Wenzel, Senior Partner, Head of Assessment & Succession bei der Organisations- und Personalberatung Korn Ferry, nennt wesentliche Faktoren, die das Führungsverhalten negativ beeinflussen. „Bei einigen Führungskräften wird die intellektuelle Überforderung zum Problem. Ihnen fehlt die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Manche zeigen eine ausgeprägte Entscheidungsschwäche oder können sich und andere nur unzureichend organisieren. Einigen mangelt es an Selbstreflexion.“ Auch bestimmte soziale Schwächen und Persönlichkeitsmerkmale können die Führungsfähigkeit negativ beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel Konfliktunfähigkeit, mangelnde Offenheit, emotionale Labilität oder Feedbackresistenz. Ebenfalls kann sich die Fehlbestimmung des notwendigen Grads an Führung negativ auswirken: „Führungskräfte sollten weder zu viel Freiraum geben noch zu wenig und etwa als Mikro-Manager agieren. Die meisten haben eine Tendenz in die eine oder andere Richtung, die richtige Balance ist jedoch entscheidend.“
Nicht zu vergessen ist die Selbst-Überschätzung, auch Above-Average-Effekt genannt, die sich sowohl positiv als auch negativ auf das Führungsverhalten auswirken kann. In einem gesunden Maß ist Selbst-Überschätzung hilfreich: „Führungskräfte mit dieser Eigenschaft sind sehr motiviert, offen für neue Themen und ergreifen häufig die Initiative“. Doch Führungskräfte mit einer ausgeprägten Selbst-Überschätzung nehmen oft keine andere Meinung an und ignorieren Hinweise oder Warnungen anderer.
Im Gegenzug hat auch das eigene Unterschätzen Vor- und Nachteile. Eine Führungskraft, die sich unterschätzt, kann auf andere bescheiden und sympatisch wirken. „Aber solche Führungskräfte sind erstmal darauf angewiesen, dass andere ihre Leistung sehen und auch wirklich würdigen“, sagt Wenzel.