Mittlerweile hat sich die Arbeitswelt jedoch deutlich verändert. Im Gegensatz zur Zeit des Taylorismus, die stark von Massenfertigung, Standardisierung und Effizienzdruck geprägt war, herrscht im digitalen Wandel heutzutage ein regelrechter Innovationsdruck. Der Fließbandarbeiter wird zum Wissensarbeiter. Parallel sind auch die Erkenntnisse bezüglich der Arbeitsmotivation nicht mehr dieselben wie noch vor 100 Jahren, was sicherlich auch im gesellschaftlichen Wertewandel begründet liegt. Es geht heute nicht (mehr) ausschließlich darum, viel Geld zu verdienen. Sinnstiftende Arbeit, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung sind von wachsender Bedeutung. Motivation, rein monetär interpretiert, greift daher in vielen Bereichen deutlich zu kurz.
In der Forschung wird in diesem Zusammenhang häufig zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden. Extrinsische Anreize beruhen auf dem gezielten Einsatz äußerer Einflüsse – also beispielsweise leistungsabhängiger Vergütungsbestandteile –, um die Motivation zu steigern. Die intrinsische Motivation hingegen entsteht aus dem inneren Antrieb einer Person heraus und umfasst Bedürfnisse nach Sinngebung und Selbstverwirklichung durch die eigene Tätigkeit und Leistung. Die Psychologen Edward L. Deci und Richard M. Ryan gehen in ihrer Selbstbestimmungstheorie davon aus, dass Menschen durch das Bedürfnis nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit angetrieben werden. Demnach bemisst sich die intrinsische Motivation vor allem anhand des Autonomiegrades einer Person.
Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass sich über die intrinsische Motivation zwar deutlichere Leistungssteigerungen erzielen lassen, doch hängt die Wirksamkeit intrinsischer und extrinsischer Anreize stark von den spezifischen Rahmenbedingungen ab. Positive Effekte von Maßnahmen, die auf eine Steigerung der intrinsischen Motivation abzielen, zeigen sich speziell bei anspruchsvollen Tätigkeiten, die hohe Freiheitsgrade in der Art und Weise der Erledigung bieten und im Sinne der Selbstbestimmungstheorie bereits von sich aus motivierend wirken. Unter solchen Rahmenbedingungen kann eine bestehende intrinsische Motivation durch den Einsatz extrinsischer Anreize sogar zurückgedrängt werden – gut gemeinte Steuerungsimpulse etwa durch klassische Vergütungselemente greifen in diesem Fall nicht nur ins Leere, sondern bewirken sogar das Gegenteil des gewünschten Effekts.