Interessanterweise bringt die moderne, anforderungsbasierte Stellenbewertung in dedizierten Laufbahnen für Fach-, Führungs- und Projektlaufbahn ein höchst agiles Instrument zur Gehaltsgestaltung hervor. Interne Gehaltsbänder als klar definierter Vergütungsrahmen für ein Karrierelevel oder Grade lassen genug Spielraum für die individuelle Gestaltung einer gerechten Entlohnung.
Denn innerhalb der jeweiligen Bandbreite ist es möglich, Faktoren wie die Länge der Unternehmenszugehörigkeit, Leistungsunterschiede, dauerhafte Zusatzaufgaben oder graduelle Steigerungen der Verantwortung im Entgelt abzubilden. Bei klar definierten Grenzen gibt es im Idealfall ober- oder unterhalb des Bandes keine Ausreißer. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, dass kein Mitarbeiter derselben Stufe beim Entgelt systematisch bevorzugt oder benachteiligt wird.
Jedes Gehaltsband basiert auf dem abstrakten Anforderungsniveau der Stellen, dem Ergebnis der Stellenbewertung in der jeweiligen Organisation, also auf personenunabhängigen Kriterien, die auch dann bestehen bleiben, wenn sich Tagesaufgaben immer wieder ändern. Somit kann den Mitarbeitern anhand der Faktorbeschreibungen nachvollziehbar gezeigt werden, warum einer Stelle ein bestimmtes Gehaltsband zugeordnet ist.
Wollen Führungskraft oder Mitarbeiter die Lage im Gehaltsband nachverhandeln, kann mit klar definierten Stellen- und Kompetenzanforderungen argumentiert werden. Dies macht es auch für das Unternehmen leichter, die Gehaltsausgaben zu kalkulieren und Mitarbeiter wertschätzend und fair zu behandeln. Zudem lassen sich Einstellungen, Beförderungen, Laufbahnwechsel & Co. mit sauber definierten Von-bis-Angaben umsetzen – und das völlig unabhängig vom Unternehmensbereich bzw. den wahrgenommenen Aufgaben.
Zusammengefasst sind Gehaltsbänder also die unpersönlichste und mathematischste Form der Gehaltsgestaltung mit enormen menschlichen Effekten. Das macht sie so erfolgreich im praktischen Einsatz. Fluide Arbeitsstrukturen erhalten einen klar definierten, Bias-freien Vergütungsrahmen, in dem sich alle Mitarbeiter wiederfinden – gerade, weil mit der Stelle losgelöst von der Person argumentiert werden kann. Diskriminierungstendenzen in der Gehaltsgestaltung haben mit einem Gehaltsband auf Basis einer unternehmensweiten Stellenbewertung keinen Boden. In einem multidisziplinären Team wird jedes Mitglied strikt nach der besetzten Stelle und den zugehörigen fachlichen Anforderungen und Kompetenzen eingestuft, statt die gefühlte Dynamik und Besonderheit des Teams abzubilden. Die kalte Logik des Gehaltsbands bietet dem Mitarbeiter alles, was er auf finanzieller Ebene für die Jobzufriedenheit benötigt. Auch stellt diese Logik einen felsenfesten Anker im agilen Alltag dar. Wenn der Mensch eines braucht, dann das Gefühl von Sicherheit und Stabilität.
Philipp Schuch
Gründer und Geschäftsführer
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