Deskriptive Betrachtung: Die nach dem Matching-Verfahren zugrundeliegende Datenbasis besteht aus 319 Männern und 43 Frauen. Während die männlichen Vorstandsmitglieder in der Stichprobe im Durchschnitt eine Gesamtdirektvergütung in Höhe von 1,890 Mio. Euro erhalten, verdienen weibliche Vorstandsmitglieder mit 2,231 Mio. Euro rund 18 Prozent mehr als ihre männlichen Kollegen. Doch der erste Rückschluss, dass weibliche Vorstandsmitglieder im Durchschnitt mehr als ihre männlichen Kollegen verdienen, täuscht. Bei Betrachtung von Abbildung 1 wird deutlich, dass dieser Effekt stark vom Börsenindex abhängt. Während Frauen im DAX und im SDAX durchschnittlich mehr verdienen als Männer, ist der Effekt im MDAX umgekehrt. Hier verdienen Männer fünf Prozent mehr als Frauen. Die insgesamt im Durchschnitt höhere Gesamtdirektvergütung von rund 18 Prozent bei weiblichen Vorstandsmitgliedern ist primär darauf zurückzuführen, dass von den 43 Frauen in der gesamten Stichprobe rund 53 Prozent einen Vorstandsposten in den DAX-30-Unternehmen innehaben, die im Durchschnitt deutlich höhere Vergütungen gewähren als die MDAX- und SDAX-Unternehmen. Um diese Zusammenhänge besser zu verstehen, werden im Folgenden multiple Regressionen verwendet.
Ergebnisse aus den Regressionsanalysen: In den Regressionsanalysen, die mehrere Variablen wie Unternehmensgröße, -Performance und Indexzugehörigkeit einbeziehen, ergeben sich weitere Erkenntnisse.
Im ersten Regressionsmodell wurden die Höhe und Signifikanz der unbereinigten Entgeltlücke getestet. Die Ergebnisse bestätigen den deskriptiven Befund, dass Frauen in der vorliegenden Stichprobe durchschnittlich rund 18 Prozent mehr verdienen als Männer. Diese unbereinigte Entgeltlücke ist statistisch allerdings nicht signifikant.
Modell 2 setzt auf Modell 1 auf, indem die Zugehörigkeit zu einem der drei Indizes kontrolliert wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass die Indexzugehörigkeit einen signifikanten Einfluss auf die Vergütungshöhen hat. Die Vergütungshöhen im DAX und MDAX liegen jeweils höher als im SDAX. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass Frauen bei einer Kontrolle für die Indexzugehörigkeit durchschnittlich nur noch 3,8 Prozent mehr verdienen als Männer.
Der Einfluss von Geschlecht auf die Vergütungshöhe bei einer Kontrolle für die Indexzugehörigkeit ist statistisch allerdings ebenfalls nicht signifikant. Zusammenfassend kann zwar die Indexzugehörigkeit einen bedeutenden Teil der Unterschiede in den Vergütungshöhen erklären, das Geschlecht spielt jedoch keine signifikante Rolle.
Um den Größeneffekt zu überprüfen, wird im dritten Modell neben der Indexzugehörigkeit auch die Unternehmensgröße kontrolliert. Die Effekte auf die Vergütungshöhen sind statistisch signifikant. Die Entgeltlücke aus Modell 2 verkleinert sich weiter auf zwei Prozent, die Frauen im Schnitt mehr verdienen als Männer. Aber auch in diesem Modell 3 kann das Geschlecht keinen erheblichen Teil der bestehenden Vergütungsunterschiede erklären.
Wenn neben der Indexzugehörigkeit und der Unternehmensgröße gleichzeitig auch die Performance kontrolliert wird, resultiert eine umgekehrte Entgeltlücke in Höhe von 1,8 Prozent, die Frauen im Schnitt weniger verdienen als Männer. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Indexzugehörigkeit, Unternehmensgröße und -Performance die Vergütungsunterschiede zu einem erheblichen Teil erklären, während das Geschlecht keine bedeutende Rolle spielt.