Unzufriedenheit mit Akkordlohn und Schieflagen bei gleichen Tätigkeiten gaben den Ausschlag
Für Personalleiter Norbert Christlbauer waren die Kritikpunkte, die die Mitarbeiter in den vergangenen Jahren in einer Mitarbeiterbefragung aufwarfen, nicht neu. Wie in vielen inhabergeführten Familienbetrieben war die Vergütungslandschaft bei elobau nicht von Anfang systematisch gewachsen. „Es kam vor, dass zwei Personen die gleiche Arbeit machten, aber unterschiedlich dafür bezahlt wurden“, sagt der HR-Chef. Doch die Tatsache, dass 65 Prozent der Beschäftigten mit ihrem Einkommen unzufrieden waren, führte den Verantwortlichen den Handlungsbedarf vor Augen, denn die Unzufriedenheit entsprach nicht dem Selbstbild des Unternehmens, das stets den Mensch in den Mittelpunkt stellen will und dem das Füreinander und das Miteinander der rund 950 Beschäftigten höchste Maximen sind.
Geschäftlich ist das Unternehmen erfolgreich. Als Industriezulieferer entwickelt elobau Sensortechnik und Bediensysteme für den Maschinenbau und für Nutzfahrzeuge wie Traktoren oder Stapler. Als Hidden Champion exportiert der schwäbische Zulieferer in die ganze Welt. Die Mitarbeiter freut das, und elobau nahm im vergangenen Wettbewerb von „Great Place to Work“ Platz 18 ein – ein Erfolg für ein Unternehmen, das den Beschäftigten mehr Mitbestimmung einräumt als andere.
So auch beim neuen Vergütungsmodell. Es sollte transparenter, demokratischer und gerechter sein als die alte Entgeltstruktur. Da elobau weder tarifvertragsgebunden war und ist noch einen Betriebsrat hat, lud der Arbeitgeber die Beschäftigten selbst ein, an der neuen Vergütung mitzuarbeiten. Zunächst wollten sich nur wenige Mitarbeiter an dem Projektteam beteiligen. Vor allem die Beschäftigten in der Produktion hielten sich zurück. „Wenn Sie in die Fertigung gehen und den Menschen sagen, ihr dürft jetzt euer Gehalt und euer System bestimmen, dann ist das zunächst vollkommen irritierend“, erklärt Norbert Christlbauer. Offensichtlich trauten die meisten Beschäftigten dem Angebot nicht, weil „die Geschäftsführung schon den Plan in der Tasche“ hätte.