Dahinter steckt die zentrale Frage, ob Geld glücklich macht. „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn“, sagte Marcel Reich-Ranicki. Menschen streben danach, glücklich zu sein. Doch ist das Streben nach Glück mit dem Streben nach Geld als universellem Tauschmittel gleichzusetzen? Bedeutet mehr Geld auch mehr Glück oder braucht es mehr?
Die Annahme, dass ein Lottogewinn glücklich mache, ist weitverbreitet. Es ist jedoch erwiesen, dass Menschen nach einem Lottogewinn nur einen kurzen Anstieg des Glücksempfindens erleben, um dann wieder auf ihr Ausgangsniveau zurückzukehren.
Häufig zitiert werden die Studien von Easterlin sowie Deaton und Kahneman, wonach das individuelle Glücksempfinden bei 60.000 Euro stagniert. Unter der Maxime der kollektiven Glücksmaximierung wäre demnach eine Begrenzung von Gehältern auf dieses Niveau sinnvoll. Doch Vorsicht! Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass die Messung von Glück oder Lebenszufriedenheit schwierig ist. Mitunter werden tägliche Stimmungen mit Lebenszufriedenheit und anderen Messgrößen wie psychischer Gesundheit in einen Topf geworfen.
Darüber hinaus untersuchen die meisten Studien makroökonomische Daten, nicht Individuen, die eine Gehaltserhöhung erhalten. Sicher ist, dass der Glückzuwachs durch 1.000 Euro mehr Gehalt in unteren Gehaltsregionen größer ist. Auch in höheren Gehaltsregionen gibt es (kleinere) Zuwächse in der Lebenszufriedenheit. Eine affektive Reaktion lässt sich mit einer Gehaltserhöhung zwischen 5 und 8 Prozent auslösen. Beachtlich ist, dass befragte Mitarbeiter den Prozentsatz in ihrer Vorhersage deutlich höher einschätzen. Kurze Zeit nach einer Gehaltserhöhung tritt dann der Gewöhnungseffekt ein, die Arbeitszufriedenheit sinkt wieder auf das Ausgangsniveau – ähnlich wie beim Lottogewinn.
Entscheidend ist die Frage, aufgrund welcher Motivation Menschen Geld besitzen wollen und wie sie ihr Geld ausgeben. Geld kann gegen fast alles eingetauscht werden – gegen Lebensmittel, Wohnen, Kleidung, Erlebnisse, Reisen, Gesundheit, Zeit usw. Häufig unterliegen wir dem Irrtum, dass wir glücklich sein werden, wenn wir uns erst einmal etwas Bestimmtes leisten können. Doch an materielle Dinge gewöhnen wir uns schnell:
- Eine starke Orientierung an materialistischen Werten geht mit geringerem Wohlbefinden (beispielsweise negative Selbstbewertungen) einher.
- Das Streben nach Geld mit dem Ziel, glücklich zu sein, geht mit geringerem subjektivem Wohlbefinden einher, denn Geld auf dem Konto macht noch nicht glücklich, es muss im Sinne der Glückoptimierung ausgegeben werden. Investitionen in Erlebnisse mit anderen Menschen sind besser als Materielles.
- Steckt hinter den eigenen finanziellen Zielen letztlich Erfolgsmotivation, ist der Zusammenhang mit Wohlbefinden hingegen positiv.
Die gute Nachricht lautet: Wir können unseren Fokus verändern, dann klappt es vielleicht besser mit dem Erfolg. Vieles deutet darauf hin, dass Menschen nicht deshalb glücklich sind, weil sie wohlhabend sind. Es scheint vielmehr so zu sein, dass glückliche Menschen erfolgreicher sind. Dabei hängt Glück von unseren Genen, vom Gehalt, von den Lebensumständen und von uns selbst ab. Nicht alles können wir selbst gestalten. Doch wie und mit wem wir uns vergleichen, liegt in unserer Hand.
So hat das Gehaltsniveau nur einen geringen bis moderaten Effekt auf die Arbeits- und Entgeltzufriedenheit. Dabei spielt das Gehaltsniveau keine Rolle. Mitarbeiter, die weniger verdienen, können genauso zufrieden sein wie Mitarbeiter, die mehr verdienen.